Fanfic - Teil I


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- San Francisco/Californien, USA | 21.05.2008 -

Mein Leben beginnt nach meiner Erinnerung als ich mich mit vier Jahren im städtischen Kinderheim von Lille mit einem Jungen um einen Teller Suppe prügelte. Nein, natürlich begann mein Leben – wie das eines Jeden – mit meiner Geburt. Doch soweit zurückerinnern kann ich mich nicht. Ich weiß nichts über meine leiblichen Eltern oder darüber wie ich in dem Kinderheim gelandet bin, in dem ich sechs Jahre meines Lebens verbrachte.



Mit sechs Jahren nämlich wurde ich vom Ehepaar Miteraille entdeckt. Die beiden hatten sich auf Anhieb in mich verliebt und boten mir ein richtiges Zuhause. Etwas, dass mich ihre Liebe erwidern ließ. Auch wenn mich die Jahre im Heim geprägt hatten und ich mich erst umgewöhnen musste. Die liebevolle Hand meiner neuen Mutter Catherine führte mich aber auf den richtigen Weg und so waren wir drei schon nach wenigen Monate eine glückliche kleine Familie. Ich fand es schön, richtige Eltern zu haben. Ich litt keinen Hunger mehr, ich musste mich nicht gegen 30 andere Kinder durchsetzen, ich brauchte keine Angst zu haben, dass mir etwas gestohlen oder wehgetan wurde. Es war das Paradies.

Ich lernte lesen und schreiben von meinem Vater, der als Archivar und Schreiber ganz gutes Geld machte. Ich lernte Nähen und Kochen von meiner Mutter, die als Näherin tätig war. Das Einkommen von beiden zusammen bescherte uns kein luxuriöses Leben, doch alles war besser als das Existieren im Kinderheim. Ja, es war ein Existieren. Leben wäre dafür als Bezeichnung übertrieben.

Nach einigen schönen Jahren mit meinem Eltern kam dann aber die Trennung auf uns zu. Wie das bei jedem jungen Mädchen nunmal so ist – oder eben damals so war – wurde ein Ehemann für mich gesucht. Diese ganze Prozedur zog sich vielleicht über ein halbes Jahr hin, bis sich meine Eltern dann für einen gutsituierten Herrn entscheiden konnten. Er war Händler edler Waren und daher häufig unterwegs. Ich kannte ihn nur aus seinen Briefen, die er an meine Eltern geschrieben hatte – wie es sich gehörte. Sie arrangierten alles und als er das nächste Mal im der Stadt war, wurde Hochzeit gefeiert. Nur wenige Tage zuvor waren wir uns zum ersten Mal begegnet. Er machte keinen besonderen Eindruck auf mich, war er doch 25 Jahre älter, doch wollte ich meinen Eltern natürlich keine Schande bereiten und aufbegehren. Nicht bei allem, was sie für mich getan hatten.

Die Hochzeit war unspektakulär und auch das eheliche Zusammenleben in der ersten Zeit. Da sein Geschäft sehr gut ging, war Jacques häufig unterwegs. So hielten sich meine ehelichen Pflichten eher in Grenzen, weswegen ich alles andere als böse war. Innerhalb der ersten beiden Jahre unserer Ehe stellte sich heraus, dass uns mehr unterschied als verband. Das ging von politischen Ansichten über Vorlieben im Ehebett bis hin zu den Vorstellungen, wie ein gelungener Abend auszusehen hatte.
Nach außen hin waren wir jedoch das perfekte Paar. Ich widersprach ihm nicht – weder in der Öffentlichkeit, noch zuhause – ich himmelte ihn in der Öffentlichkeit regelrecht an. Ich war das hübsche Püppchen an seiner Seite. Zumindest bis er sich in den Kopf setzte, dass es nun langsam Zeit für einen Stammhalter würde. Er wollte einen Sohn.

Ab dem Zeitpunkt an dem er diesen Entschluss gefasst hatte, verschlechterte sich mein Leben mit ihm zusehends. Wenn er in der Stadt war, hatte ich keine ruhige Nacht mehr. Doch stets musste ich seine Nachfrage nach einer Schwangerschaft verneinen. Das führte häufiger zu Wutausbrüchen seinerseits, die dann in Schlägen endeten, die auf mich einprasselten. Ein oder zweimal versuchte ich mich zumindest für einige Wochen herauszureden. Ich bezahlte einen Arzt für seine Verschwiegenheit und Mithilfe und wir erzählten meinem Mann, dass ich schwanger sei – obwohl ich es nicht war. Da mein Arzt mir dann Ruhe verschrieben hatte, hatte ich zumindest einige Zeit tatsächlich Ruhe vor Jacques, bis ich ihm dann eine Fehlgeburt, Blutungen oder ähnliche Dinge vorspielen musste – wohlwissend, dass die Tortur wieder von vorn losgehen würde.

Ich vermutete, dass Jacques aufgrund seines Lebenswandels (viel Alkohol, Reisen und sicherlich auch leichte Mädchen) zeugungsunfähig sei, war aber nicht so dumm ihm das vorzuwerfen. Stattdessen war natürlich ich es, die unfruchtbar war – der Fluch meines Segens sozusagen. Doch das erfuhr ich erst viel später.

Nachdem mein Mann sich dieses Schauspiel, seinen Wunsch nach einem Sohn, stets gefolgt von einer Enttäuschung durch seine Frau, fünf Jahre lang angesehen hatte, arteten seine Schläge eines Nachts in einen Mord aus dessen Opfer ich war. Er prügelte sicherlich zwanzig Minuten auf mich ein, bevor ich gnädigerweise das Bewusstsein verlor. Den Rest habe ich mir anschließend zusammenreimen müssen, als ich – wieviel Zeit vergangen ist weiß ich nicht – in meinem eigenen Blut auf dem Fußboden unseres Schlafzimmers erwachte. Neben mir lag mein bewusstloser Mann, zwei leere Flaschen Fusel neben sich und ein Geruch an ihm, der mir verriet, wo der Inhalt der Flaschen gelandet war. Ob er sich aus Schuldgefühl betrunken hatte oder hier neben mir lag da er gehofft hatte, dass ich wieder aufwachte, weiß ich nicht und es interessierte mich auch nicht.

Ich hatte andere Probleme, schließlich hatte ich einen – wie sagt man heute so schön? Filmriss – fühlte mich hundeelend und stand in einer Pfütze aus Blut, die doch eigentlich meinen Tod hätte bedeuten müssen. Aber ich lebte! Allerlei Gedanken rasten durch meinen Kopf. Von Gott über den Teufel bis hin zu Hexerei oder einem Wunder. Alles war möglich und egal, was es war, er war schuld. Der kümmerliche kleine Wicht, der da zu meinen Füßen lag und nichts von alledem mitbekam, das um ihn herum passierte.

Die Schmerzen kamen zurück. All die Demütigungen, die Qual... Die Wut der letzten fünf Jahre kochte in mir hoch und ließ mich rot sehen. Ich griff nach dem Messer, das neben den Flaschen lag – wahrscheinlich hatte er es zum Öffnen benutzt – und ließ einfach meinen Instinkten die Überhand. Ich stach wahllos auf den Kerl ein, der mich geschlagen hatte, der mich fast getötet hätte (zumindest war das meine Meinung) und jetzt hier in aller Seelenruhe seinen Rausch ausschlief. Wie oft ich zustach weiß ich nicht zu sagen. Alles geschah wie im Rausch. Er machte keinen Mucks und mir wurde erst hinterher übel.

Als ich mich erbrochen hatte wurde mir bewusst, was ich da eigentlich gerade getan hatte. Ich hatte meinen Mann getötet! Ich würde hängen, das war mir klar. Ich musste nun einen kühlen Kopf bewahren und ich musste hier weg. Ansonsten wäre ich wirklich tot.

So rannte ich durch das Haus und holte das Geld aus all den Verstecken, die mein Mann dafür gefunden hatte. Ich packte alles in eine große Tasche, zog mich um, verbrannte meine blutverschmierten Kleider, nahm Nahrungsvorräte mit und verwüstete alles, so dass es nach einem Einbruch aussehen würde. Etwas besseres fiel mir auf die Schnelle nicht ein.

Glücklicherweise war es eine mondlose Nacht und so konnte ich unbeobachtet aus dem Haus fliehen. Ich nahm eines der Pferde meines Mannes und ritt so schnell ich konnte. Ständig dachte ich, ich würde Schritte hinter mir hören oder Hufgetrappel. Doch es erwies sich glücklicherweise immer als falscher Alarm. Dennoch floh ich in den Wald. Wie ich es schaffte dort einen Tag und eine halbe Nacht zu überleben, ohne eine Waffe all den wilden Tieren ausgesetzt, die damals noch in Frankreichs Wäldern lebten... Es muss wohl purer Zufall gewesen sein, dass sie mich nicht angriffen.

Es war nicht leicht, doch ich schaffte es bis nach Calais zu kommen ohne überfallen oder von wilden Tieren angefallen zu werden. Dort bezahlte ich eine Überfahrt nach England und hoffte mich so aus der Gefahrenzone der Entdeckung bringen zu können.

Kurz nach meiner Ankunft in England begegnete mir ein Mann. Ich wusste nicht, dass es sich dabei um einen Unsterblichen handelte und ich ebenfalls eine Unsterbliche war. Er schien mir sehr nett zu sein, war höflich und nach und nach fasste ich Vertrauen zu ihm. Er war Schotte und das hörte man ihm auch an, wenn man sich anstrengte. Wir wohnten im gleichen Hotel und so erfuhr ich in mehreren Gesprächen von meinem Schicksal. Der Name dieses Mannes war Duncan McLeod. Er wurde zu meinem Lehrer, er wurde zu meiner Welt.

Im Nachhinein hatte ich unglaubliches Glück ihn zu treffen. Schließlich hätte es auch einer der Unsterblichen sein können, die junge Unsterbliche als leichte Beute ansehen und sofort töten, wenn sie können. Ich wäre tatsächlich leichte Beute gewesen, da ich keine Ahnung vom Kampf mit dem Schwert hatte.

Einige Jahre reisten Duncan und ich zusammen herum. Er erklärte mir die Regeln des Spiels, er brachte mir das Kämpfen bei und zeigte mir die Welt. Ich war anfangs sehr verunsichert und sprach viel über Hexenwerk und Teufelei, doch irgendwann begriff ich, dass das alles real war und mein neues Leben ewig dauern konnte, wenn ich Glück hatte.

Nach einigen Jahren war ich soweit, dass ich mein Leben selbst in die Hand nehmen wollte. Es war nicht leicht sich als alleinstehende Frau zu behaupten, doch es gelang mir. Nach einer angemessenen Anzahl von Jahren musste ich allerdings stets weiterziehen um zu verbergen, dass ich nicht alterte.

Ich habe inzwischen schon an vielen Orten der Welt gelebt und musste feststellen, dass ewiges Leben nicht Glück, sondern Leid bedeutet, da ich viele Freunde und geliebte Menschen habe sterben sehen. Doch es ist mein Schicksal und ich muss es akzeptieren.

Nun bin ich  seit vielen Jahren das erste Mal wieder in San Francisco. Ich habe von einigen mysteriösen Todesfällen hier gehört und war zuvor schon in L. A. an einer dieser Stories dran, die hier weiterzugehen scheint. Mein journalistischer Instinkt verrät mir, dass mehr dahintersteckt als ein Serienmörder den die Presse reißerisch (welch Wortspiel) als "Der Ripper" betitelt hat. Mal sehen, was ich herausfinden kann...

- Fortsetzung folgt -

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